Jugend debattiert 2021/22 - endlich wieder!

Endlich wieder: Jugend debattiert 2022

Unter erschwerten Bedingungen – nicht nur dem Virus, auch dem Sturm musste getrotzt werden – erlebten wir im Februar 2022 im Schulverbund I von Jugend debattiert die diesjährige Regionalrunde mit großer  Begeisterung live. Insgesamt 32 Debattantinnen und Debattanten von sieben Schulen traten in den beiden Altersklassen in den argumentativen und rhetorischen Wettstreit.

Die Debatten folgen einem vorgegebenen Aufbau, der neben der Definition der Streitfrage auch einen Vorschlag zur Realisierung der vorgeschlagenen Maßnahme enthalten muss. Sind diese Grundlagen geklärt, tauschen die vier Teilnehmer einer Debatte ihre Argumente aus. In der Schlussrunde reflektiert jeder über Gemeinsames und Trennendes in der Debatte und zieht für sich ein persönliches Fazit.

Das Bülow-Gymnasium wurde in der Altersklasse 1 von drei Schülerinnen der 9. Klassen vertreten, die sich im Dezember schulintern qualifiziert hatten: Adela S., Helene P. und Lena G. Sie setzten sich mit durchaus komplizierten Fragen auseinander. Vielleicht die schwierigste Frage wurde in der Hinrunde gestellt: Soll in der Schule außerhalb des Unterrichts nur Deutsch gesprochen werden? In der Rückrunde ging es um Spielzeug-Schusswaffen für Kinder.

Nach Hin- und Rückrunde debattierten die vier punktbesten Schülerinnen – ja, es waren ausschließlich Mädchen im Finale -, ob ein Wandertag pro Schuljahr durch einen Projekttag zur mentalen Gesundheit ersetzt werden solle. Die Pro-Seite zeigte, wie aktuell diese Frage ist. Sie berief sich in ihrer Argumentation für einen solchen Projekttag nicht zuletzt auf die psychischen Folgen der Corona-Pandemie insbesondere für Kinder und Jugendliche bzw. Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung.

In der Altersklasse 2 wurde unsere Schule von Felipa E. (12. Jg.) und Conrad F. (11. Jg.) vertreten. Auch einige ältere Schülerinnen und Schüler fanden das Thema der Hinrunde nicht ganz einfach zu debattieren, wolle man nicht Gefahr laufen, der Islamfeindlichkeit verdächtigt zu werden: Soll Moscheegemeinden in unserer Stadt der Ruf des Muezzin erlaubt werden? Doch der Debattenverlauf zeigte, dass auch bei solch einem Thema eine sachliche Auseinandersetzung möglich ist. Näher am Leben von Jugendlichen war das Thema der Rückrunde: Sollen Jugendliche einen Etat im Haushalt des Stadtbezirks erhalten, über den sie selbst entscheiden dürfen?

Die Finalrunde – dieses Mal geschlechterparitätisch besetzt – widmete sich schließlich direkt dem Pandemiethema und debattierte, ob Deutschland ähnlich wie Dänemark die staatlichen Maßnahmen zum Schutz vor Corona beenden solle. Es liegt in der Natur des Wettbewerbs Jugend debattiert, dass das Podium nur Pro- und Contra-Argumente lieferte, das Publikum sich jedoch eine abschließende Meinung selbst bilden musste.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass auch der Politik vor allem in unruhigen Zeiten ein Jugend debattiert-Training gut täte. Oder mit den Worten des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler, der einmal formulierte: „Jugend debattiert ist für mich ein Meilenstein für eine gute Kultur der politischen Auseinandersetzung in Deutschland.“ (2008)

Der Regionalwettbewerb war ein großartiges Erlebnis für alle Beteiligten – sowohl Debattantinnen und Debattanten als auch die vielen Jury-Mitglieder. Schülerinnen und Schüler nutzten reichlich die wertvolle Gelegenheit, Jugendliche aus anderen Schulen kennenzulernen, sich auszutauschen und dabei eine Menge Spaß zu haben. Das Landesfinale Ende März im Berliner Abgeordnetenhaus fand leider ohne Bülow-Beteiligung statt.

Dr. Brigitte Kassel, Jugend debattiert-Schulkoordinatorin