Spaces of Holocaust

Spaces of Holocast –

Unter diesem Titel fand im März ein einwöchiges Seminar zur Geschichte der Vernichtung der europäischen Juden in den Vernichtungslagern der Nazis statt.

Viele werden nun an Auschwitz denken, das synonym für den Holocaust steht. Doch das Besondere unserer Reise zu den Spaces of Holocaust: Das Seminar führte uns weit in den Osten Polens. Es war vom Museum/Gedenkstätte Majdanek als internationale Jugend-Begegnung konzipiert, zu der jeweils sieben Jugendliche aus Polen, den Niederlanden und Deutschland eingeladen waren. Von deutscher Seite war die Topographie des Terrors vorbereitend und vermittelnd an der Organisation beteiligt. Eine Gruppe von GvB-Schülerinnen und -Schülern aus dem 11. Jahrgang hatte die großartige Gelegenheit, an dieser beeindruckenden Reise teilzunehmen.

Die Gedenkstätte Majdanek gehört zur Stadt Lublin nicht weit von der weißrussischen und der ukrainischen Grenze. Das Gebiet gehörte von 1939 bis 1945 zum sogenannten Generalgouvernement, dem vom Deutschen Reich militärisch besetzten Gebiet, in dem die nationalsozialistische Besatzungspolitik Ausbeutungs- und Vernichtungspolitik miteinander verband. Nach der Wannseekonferenz im Januar 1942, auf der die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen worden war, wurde von Juli 1942 bis Oktober 1943 unter dem Tarnnamen Aktion Reinhardt die systematische Vernichtung der europäischen Juden und Roma vollzogen – das Generalgouvernement sollte „judenfrei“ werden. Fast zwei Millionen Juden und ungefähr 50.000 Roma wurden in Majdanek, Bełżec, Sobibór (und Treblinka) ermordet. Während das Lager Majdanek bereits 1941 zunächst als Arbeitslager eingerichtet worden war, wurden Bełżec und Sobibór ausschließlich zum Zweck der Vernichtung eingerichtet.

Die heutigen Gedenkstätten im Osten Polens unterscheiden sich von Auschwitz nicht zuletzt im Fokus der Darstellung des Völkermords. In Auschwitz wird der Besucher mit der Monströsität des Verbrechens konfrontiert, indem die schiere Zahl der Opfer in Bergen von Koffern, Schuhen, Haaren versinnbildlicht wird. In der Gedenkstätte Majdanek und denen ihr angeschlossenen Gedenkstätten zu den Vernichtungslagern Bełżec und Sobibór sind Forscherinnen und Forscher bemüht, den Opfern Namen und Gesicht zu geben. (BK)

Weitere Fotos auch hier.

Fenja berichtet von ihren Eindrücken von der Reise

Am Sonntag, den 23. März 2025 fuhren wir als Gruppe mit Fr. Dr. Kassel nach Lublin in Polen.
Wir hatten im Vorfeld die Topographie des Terrors besucht, wo wir u.a. eine Führung durch die Sonderausstellung zum SS-Mann Reinhard Heydrich erlebt haben. Heydrich war mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt und wurde damit zu einem der wichtigsten Organisatoren des Holocaust. Die Ausstelllung bereitete uns also inhaltlich auf unsere Polenreise vor.

Angekommen in Polen ging es erst einmal darum, die polnischen und niederländischen Schüler*innen kennenzulernen. Wir wohnten zunächst in Lublin, zum Besuch der Gedenkstätten von Sobibór und Bełżec zogen wir um nach Okuninka, ein kleiner Ort in einem Ferien- und Erholungsgebiet. Vier intensive Tage lang beschäftigten wir uns an diesen Orten mit dem Holocaust; wir nahmen an Workshops teil und lernten die Orte in Führungen kennen.

In Majdanek sind teils noch originale Gebäude des ehemaligen Lagers erhalten, sodass wir bei einer Führung den strukturellen Aufbau sehen konnten. Wir haben Testimonies gelesen, Artefakte aus den Lagern untersucht und die Methoden der Nazis analysiert. Wir haben uns damit beschäftigt, wie Nazi-Propaganda funktionierte und mit Hilfe von Euphemismen die Gräueltaten verschleiert wurden. Wir haben gesehen, wie schrittweise zunehmende Dehumanisierungsprozesse stattfanden. Wir haben erfahren, wie wichtig die Eisenbahn für die Organisation der Massenvernichtung war. Detektivisch untersuchten wir überlieferte Zeichnungen von Bahnhofsszenen, aus denen wir ablesen konnten, dass Deportierte und normale Reisende sich während der Transporte auf den Gleisen der Bahnhöfe begegneten. In international gemischter Gruppenarbeit haben wir über die Vorgänge innerhalb und außerhalb der Konzentrations- und Vernichtungslager gelernt.

Die Erfahrung war sehr lehrreich, aber auch extrem belastend. Diese Art von Vertiefung hat uns die Geschichte emotional noch einmal viel näher gebracht, als es der Unterricht in der Schule vermag. Besonders Momente, als wir z.B. die Gaskammer in Majdanek besichtigten, die Spuren des Vernichtungsgases Zyklon B sahen, die Zitate von Opfern lasen, die Gegenstände sehen konnten, z.B. die Haustürschlüssel, die viele Opfer mit auf ihre „Reise“ nahmen, in der Hoffnung eines Tages wieder nach Hause zurückzukehren, bleiben hängen. In den Gedenkstätten sahen wir Fotos und lernten Namen der Opfer kennen. Doch bis heute ist ein Großteil der Namen und Lebensläufe der Opfer – Juden, Roma und andere -, die in den Konzentrationslagern starben, unbekannt und es wird weiter recherchiert.

Besonders in heutigen Zeiten gilt es, niemals zu vergessen und Verantwortung zu übernehmen, damit diese Geschichte sich niemals wiederholen kann.

Fenja Milke, 2. Sem.

Danksagung

Dass wir an dieser Reise und Begegnung teilnehmen durften, haben wir vielen Menschen zu verdanken:

  • Sarah Rehberg von der Topographie des Terrors hat uns in Berlin in die Thematik eingeführt, uns mental auf die Reise eingestimmt und war organisatorisch die Mittlerin zwischen Berlin und Lublin.
  • Jolanta Laskowska von der Gedenkstätte Majdanek/Lublin hat als Leiterin der Bildungsabteilung das Programm maßgeblich verantwortet und einen Workshop in Majdanek mit uns gestaltet.
  • Paulina Pętal von der Gedenkstätte Majdanek/Lublin war an Programmentwicklung und -durchführung maßgeblich beteiligt und hat uns u.a. durch den Workshop in Belżec geführt.
  • Karolina Wasiłuk, ebenfalls von der Gedenkstätte, war unsere ständige Begleiterin, immer freundlich und fachkundig, und umsichtig dabei, alle potentiellen Hindernisse aus dem Weg zu räumen und dafür zu sorgen, dass wir immer pünktlich zur Stelle waren.
  • Wir bedanken uns auch bei allen, die uns wichtige, interessante, berührende Dinge erzählt haben, während sie uns durch die Gedenkstätten führten: den beiden Freiwilligendienst-Leistenden Paula und Severin in Majdanek, Łukasz Kukawski in Sobibór und Ewa Koper in Bełżec.
  • Spaces of Holocaust wurde finanziell gefördert von der Stiftung evz – Erinnerung-Verantwortung-Zukunft.

Viele, viele Fotos wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Krzysztof Stanek (Majdanek), Karolina Wasiłuk  (Sobibór and Bełżec) und Aleksandra Surdacka (Sobibór).

Und wir wollen auch nicht vergessen, unserer Schulleitung für die Genehmigung der Reise und ihre Berücksichtigung in der Klausurenplanung zu danken!

Emma, Fenja, Lia, Luna, Simon, Sofiia, Talea (2. Sem.)

Dr. Brigitte Kassel

Gesamtgruppe