No Other Land - Geschichte und Politik im Kino

Geschichtsunterricht im Kino

Im Mai gab es von den Fächern Geschichte und Politik aus das Angebot, sich im Sinema Transtopia gemeinsam den Film No Other Land anzusehen.

Der israelische Journalist Yuval Abraham und sein palestinensischer Freund und Aktivist Basel Adra wollen der Welt zeigen, wie es den Menschem im südlichen Westjordanland unter israelischer Besatzung geht. Der Dokumentarfilm zeigt die Zerstörung der palästinensischen Region Masafer Yatta durch das israelische Militär. Die Lebensrealität der Dorfbewohner wird in teils brutalen Szenen gezeigt, wenn z.B. Soldaten eine Grundschule mit Baggern einreißen und den Kindern damit Bildungsmöglichkeiten beschneiden oder wenn die Wasserversorgung eines Dorfes zerstört wird, um die Bewohner zum Verlassen der Gegend zu zwingen. Der Film dokumentiert auch die Gewalt extremistischer Siedler im Westjordanland, mit der die Vertreibung der ansässigen Bevölkerung erreicht werden soll. Doch die Bewohner bauen ihre Häuser immer wieder neu auf. obwohl sie sicher sein können, dass sie erneut zerstört werden. Der Film endet schließlich mit der Erschießung eines unbewaffneten Verwandten von Basel Adra durch einen israelischen Siedler nach dem 7. Oktober 2023.

No Other Land wurde zwischen 2019 und 2023 teilweise mit Handys gedreht. 2025 wurde er mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Im Anschluss an die Filmvorführung gab es eine Gesprächsrunde mit der Israelin Sapir Hubermann und dem Deutsch-Palästinenser Mohamed Ibrahim. Sapir stammt aus Tel Aviv, promoviert in Gießen und arbeitet im Kultur- und Bildungsbereich zur jüdischen Geschichte und jüdischem Leben. Mohamed wurde im Libanon geboren, ist Diplom-Politologe und arbeitet als Trainer u.a. in der Konfliktbearbeitung.

Wir konnten erzählen, wie wir diesen Film aufnehmen, und Fragen stellen. Das war insbesondere für einige Schülerinnen der 10. Klasse, die sich im Rahmen ihrer Mediengestützten Projektarbeit mit dem Nahost-Konflikt beschäftigen, eine tolle Möglichkeit, eine Expertensicht kennenzulernen. Aber auch die Schüler*innen aus der 11. Klasse hat die Veranstaltung beeindruckt. Ein Leben, bei dem man nicht weiß, ob am nächsten Tag das eigene Haus dem Abrissbagger zum Opfer fällt, ist für uns schwer vorstellbar. Und trotzdem verzweifeln die Menschen nicht und es bleibt Hoffnung.

Wir haben einiges über die Region Masafer Yatta gelernt. Sie liefert ein Beispiel für die Aneignung von palästinensischem Gebiet im Westjordanland, ein Thema, das von unseren Medien eher weniger thematisiert wird. Sapir und Mohamed haben uns auch über ihre eigenen Erfahrungen mit dem Konflikt berichtet. Sapir erzählte z.B., dass selbst für liberale Familien in Israel die Lebensrealität der palästinensischen Bevölkerung keine große Rolle spiele. Das Gespräch half uns, die Dokumentation einzuordnen.

Das Thema des Vormittags war konfliktgeladen und schwierig. Aber wir erlebten trotzdem ein angenehmes Setting im Sinema Transtopia, das sogar Snacks und Getränke einschloss.

Anna F., 2. Semester

 

Wir danken unserem Kollegen Herrn Abou-Daher für die Organisation der Veranstaltung; er war optimistisch genug, Schülerinnen und Schüler selbst an ihrem freien Tag während des Abiturprüfungszeitraums zu Filmbesuch und Diskussion motivieren zu können. Der Rahmen wurde gestaltet vom Verein Transaidency e.V.

Dr. Brigitte Kassel, FB Gesellschaftswissenschaften